Frankfurter Jugendliche konsumieren weniger Drogen als in den Jahren zuvor. Das geht aus der repräsentativen Drogentrendstudie „Monitoring-System Drogentrends“ 2023 hervor. Schüler zwischen 15 und 18 Jahren trinken demnach weniger Alkohol als im Vorjahr, rauchen weniger herkömmliche Zigaretten und auch der Konsum von Cannabis ist im Vergleich zu 2022 abermals rückläufig. Mehr als ein Viertel der in Frankfurt befragten Schüler verzichten ganz auf Drogen.
„Die Abstinenzraten bei allen Substanzen erreichen die höchsten Werte seit Erhebungsbeginn“, sagt Bernd Werse, Leiter des Instituts für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences. Seit Jahren habe Gesundheitsbewusstsein einen hohen Stellenwert bei Jugendlichen, meint Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne). Sie und Werse vermuten, dass die Jugendlichen deshalb weniger Drogen konsumieren. 26 Prozent der Befragten haben angegeben, noch nie legale oder illegale Substanzen konsumiert zu haben, 34 Prozent blieben zumindest in den vergangenen zwölf Monaten abstinent. Auch das Einstiegsalter für Drogengebrauch sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. „Das ist eine gute Nachricht.“
„Erfreulich“ sei, dass Jugendliche 2023 weniger Cannabis konsumierten als in den Jahren zuvor – obwohl über die Teillegalisierung von Cannabis in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, sagt Voitl. Kritiker hatten befürchtet, die Debatte verharmlose das Rauschmittel und verleite Jugendliche so zum Konsum. Die Studie habe bestätigt, dass sich die jungen Menschen nicht von öffentlichen Diskussionen beeinflussen lassen, sagt die Dezernentin. Die eigene „Peer-Group“ sowie die Schule seien für junge Erwachsene die entscheidende Quelle für Meinungsbildung und Informationen. Werse und Voitl gehen nicht davon aus, dass sich der Anteil an Cannabis konsumierenden Jugendlichen im nächsten Jahr signifikant erhöhen wird. Ob sie durch die Teillegalisierung leichter an das Rauschmittel kommen, sei fraglich.
Auch Alkoholkonsum weiter rückläufig
64 Prozent der befragten Jugendlichen haben mindestens einmal in ihrem Leben Alkohol getrunken – ein niedrigerer Wert als während der Corona-Pandemie. 2020 hatten 66 Prozent angegeben, mindestens einmal Alkohol getrunken zu haben. Zu Beginn der Studie habe dieser Wert noch fast bei 100 Prozent gelegen, sagt Werse. Nur drei Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen 30 Tagen mindestens zehn Mal Alkohol getrunken zu haben. „Ein absoluter Tiefstwert“, sagt Werse. 86 Prozent der Jugendlichen trinken derzeit entweder gar keinen Alkohol oder konsumieren ihn moderat.
Junge Erwachsene konsumierten 2023 weiterhin viel Lachgas. Bereits 2017 habe es einen „Hype“ um das psychoaktive Gas gegeben, der bis 2020 aber wieder abgeflacht sei, sagt Werse. Nach einem abermaligen sprunghaften Anstieg in den Jahren 2021 und 2022 ist der Konsum laut der Trendstudie nun erstmals wieder gesunken. 14 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal im Leben Lachgas ausprobiert zu haben, 2020 waren es noch sieben Prozent. Der Konsum in den vergangenen 30 Tagen ist mit drei Prozent 2023 niedriger als 2022 mit sechs Prozent. Um Kinder und Jugendliche vor der legalen Droge Lachgas zu schützen, strebt Voitl ein Verkaufsverbot von Lachgas-Kartuschen an Minderjährige an.
E-Zigaretten liegen bei Jugendlichen im Trend
Einen Anstieg des Konsums belegt die Drogentrendstudie nur beim täglichen Konsum von E-Zigaretten. „Nimmt man alle E-Produkte zusammen, dampfen elf Prozent der Jugendlichen täglich“, sagt Werse. Damit liege der Anteil erstmals über dem des täglichen Rauchens von herkömmlichen Zigaretten. E-Produkte seien besonders beliebt, weil Hersteller ihre Werbung gezielt an junge Menschen richteten, etwa durch die sozialen Medien, sagt Oliver Müller-Maar vom Drogenreferat Frankfurt.
Alkohol bleibt auch 2023 die mit Abstand (17 Prozent) beliebteste Droge unter den jungen Erwachsenen. Fünf Prozent bevorzugen Zigaretten, jeweils drei Prozent Cannabis und E-Zigaretten. Nur ein Prozent hat Lachgas als beliebteste Droge angegeben. Herkömmliche Zigaretten sowie Shishas verlieren weiter an Bedeutung für die Jugendlichen.
Cannabis sei der häufigste Grund, warum sich Jugendliche an Beratungsstellen wenden, sagt Müller-Maar. Beratung und Angebote zur Harm Reduction seien wichtige Präventionsmaßnahmen, die „weit oben auf der Agenda“ stünden. Bemerkenswert sei, dass es beim Konsumverhalten kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern gebe. Allerdings sei der Anteil an Mädchen sowohl bei Alkohol als auch bei E-Zigaretten höher. Das Drogenreferat wolle deshalb bei seinen Präventionsangeboten besonders die geschlechterspezifischen Merkmale berücksichtigen.