Verden (Niedersachsen) – Die Staatsanwaltschaft wirft Bundeswehrsoldat Florian G. (33) einen barbarischen Amoklauf vor: Er soll den neuen Freund seiner Ehefrau, dessen Mutter, die beste Freundin seiner Frau und deren Tochter (3) hingerichtet haben. Die vier Morde soll der mutmaßliche Serienkiller einem guten Freund kurz nach den Todesschüssen am Telefon gestanden haben.
Nils O. (30) und dessen Mutter waren die ersten Opfer des mutmaßlichen Amokschützen
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Am Mittwoch sagte dieser Freund, ein Bundeswehr-Kamerad, im Prozess am Landgericht Verden (Niedersachsen) aus. Patrick S. (31) war mit Florian G. seit zehn Jahren befreundet und dessen Truppführer.
Er lag noch im Bett, als eine WhatsApp des Angeklagten am Tattag kam, in der er sich über die Demütigung durch den Seitensprung seiner Frau beklagte: „Es war ein großer Fehler so etwas einem Mann anzutun, der sein halbes Leben gelernt hat, Gewalt zu perfektionieren. Ich entschuldige mich für das ganze Chaos …“ Der Zeuge ahnte, dass etwas nicht stimmte, rief Florian G. an.
Auch den Mord an Stephanie K. (30) gestand Florian G. seinem Kameraden
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„Er war sofort dran“, so Patrick S. zum Richter: „Er wirkte ganz entspannt, sagte nur ‘Ich habe die abgeknallt‘ und lachte dabei. Jetzt ist alles wieder gut.“ Seine Frau habe er beim Amoklauf nur verschont, weil diese schwanger sei und er nicht wisse, ob es sein Kind sei.
Der Zeuge brauchte eine gewisse Zeit, um zu begreifen, was sein Freund getan hatte. Dann verfiel er in die Rolle des Truppführers, versuchte noch Schlimmeres zu verhindern: „Ich sagte ihm, dass er alle Waffen ablegen und sich stellen müsse. Immer wieder sagte ich zu ihm: ‘Wir schießen nicht auf Polizisten, wir schießen nicht auf Zivilisten‘.“ 40 Minuten dauerte das Telefonat, in dem der Zeuge Florian G. beruhigte, ihn dazu brachte, dass er sich in einer Kaserne widerstandslos festnehmen ließ.
Der Anruf kurz nach der unfassbaren Mordserie habe etwas mit ihm gemacht, so der Soldat: „Wir haben immer denselben Wertekompass gehabt, Flo und ich. Ich konnte ihm alles anvertrauen. Doch ein Soldat, der Zivilisten erschießt, heimtückisch, mitten in der Nacht. Das geht nicht. Nach diesen Taten ist mein Freund Flo nicht mehr existent.“
Beim Hinausgehen schaut der Zeuge noch einmal zur Anklagebank, sagt: „Überleg dir, ob du nicht einfach aussagst, spart Geld …“