Astronauten bleiben im Schnitt sechs Monate im Weltraum. Aber wer zu fernen Planeten aufbrechen will, muss deutlich mehr Zeit einplanen. Eine Reise zum Mars wäre mit etwa neun Monaten noch sehr kurz. Um Stress zu minimieren und Energie zu sparen, würde sich eine Art Winterschlaf eignen.
Voraussetzung für einen sicheren künstlichen Schlaf ist, dass der Blutkreislauf bei niedrigen Temperaturen funktioniert. Wissenschaftler der Uni Greifswald haben das Blut von Fledermäusen und Menschen verglichen – mit überraschenden Erkenntnissen: Die roten Blutkörperchen von Menschen können möglicherweise eine ähnliche Spannkraft und Zähflüssigkeit bei Kälte erreichen wie die von Fledermäusen im Winterschlaf.
This could mean that humans can safely be put into medically induced hibernation. The Research results wurden im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht.
Rote Blutkörperchen im Fokus
Die Forscher verglichen zuerst das Blut einer überwinternden Fledermausart mit dem einer nicht überwinternden Art. Sie bestimmten die Merkmale, die das Blut für die Aufgabe geeignet machen. Dann verglichen sie es mit menschlichem Blut, um festzustellen, welche Merkmale für die Überwinterung fehlen.
Stoffwechsel auf Sparflamme: Zwischen November und März verschlafen Fledermäuse Kälte und Nahrungsknappheit
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Die Forscher kühlten die Blutproben auf 37, 23 und 10 °Celsius ab. 37 °C ist die aktive Tageskerntemperatur von Fledermäusen oder Menschen, 23 °C ist in etwa so kalt wie die menschlichen Extremitäten und 10 °C entspricht der Kältetiefe, die Fledermäuse während des Winterschlafs erreichen können.
Die Erholungsphase ist problematisch
Obwohl die Blutproben ähnliche Reaktionen zeigten, gab es einen wesentlichen Unterschied: Die roten Blutkörperchen des Menschen erholten sich viel langsamer von niedrigen Temperaturen als die von Fledermäusen.
Die Lösung dieses Problems könnte laut den Wissenschaftlern in einer nicht allzu krassen Absenkung der Körpertemperatur liegen, wie es zum Beispiel Bären vormachen: Sie halten ihren Winterschlaf bei etwa 20 °C.
Bereits eine winzige Absenkung der Körperkerntemperatur um 1 °C kann geschätzt sechs Prozent der Stoffwechselenergie einsparen. Auch dies könnte Langstrecken-Raumfahrern schon helfen, Psyche und Energieressourcen zu schonen. Weitere Untersuchungen sollen folgen.