Duisburg (NRW) – Hier summt und brummt nichts mehr.
„Alle tot, alle aufgefressen“, Michael Wiedemann (60) schaut auf die leeren Waben in seinem Bienenstock. Innerhalb von vier Wochen hat der Hobby-Imker ein ganzes Bienenvolk – 20.000 Tiere – an die Killer-Hornissen in seinem Garten in Duisburg-Baerl verloren.
Das Nest der Übeltäter befindet sich 15 Meter über dem Boden. Und es ist gigantisch.
Bewaffnet mit Giftstachel, Sprühgift und kräftigen Kiefern hat die Asiatische Hornisse leichtes Spiel
Foto: Getty Images
In einer Lärche hängt das Riesen-Nest (1 Meter Durchmesser). Munter schwirren hier Tausende schwarze, etwa zwei Zentimeter große Asiatische Hornissen umher.
2004 wurde die invasive Art aus Südostasien vermutlich in Töpferwaren nach Frankreich eingeschleppt und breitet sich von dort immer weiter aus. Seit zwei Jahren fliegt die Killer-Hornisse auch in Nordrhein-Westfalen.
Ihre Leibspeise: Honigbienchen.
„Meine Bienen hatten keine Chance“
So jagt die Asiatische Hornisse: Sie lauert wie ein Killer vor dem Bienenstock. Kaum fliegt eine Biene heraus, wird sie geschnappt, zerteilt und ihr Vorderleib – die beste Beute – an den gefräßigen Nachwuchs verfüttert.
Leere Waben und bedrückende Stille herrscht im Garten von Michael Wiedemann (60): Asiatische Hornissen haben sein ganzes Bienenvolk getötet! Auf Hilfe hoffte er vergeblich
Foto: marco stepniak
„Das sind richtige Maschinen – sie fliegen vorwärts, rückwärts, schweben wie Hubschrauber, und gegen ihren 6-Millimeter-Stachel hatten meine Bienen keine Chance“, sagt Wiedemann.
The city of Duisburg is taking a stand
Die Gefahr durch die Asiatische Hornisse sei seit Monaten bekannt, das Nest der unteren Naturschutzbehörde in Duisburg gemeldet – doch unternommen wurde nichts!
„Wenn ein Nest bekannt ist, dann ist die Naturschutzbehörde verpflichtet, das zu beseitigen“, sagt Udo Schmelz (83), Vorsitzender des Imkervereins Duisburg.
Udo Schmelz (83) und Michael Wiedemann (60, v.l.) stehen ratlos im Garten – das Hornissennest (oben im Baum) bleibt
Foto: marco stepniak
Imker soll selbst zahlen
BILD hakt bei der Stadt Duisburg nach. Dort heißt es: „Es wurde von einer Entfernung abgesehen, da zum einen ein hoher Aufwand nötig gewesen und damit einhergehend hohe Kosten entstanden wären.“
Das Problem an dieser Begründung: Es ist der Job der Behörde, dafür Geld – in diesem Fall 1350 Euro – und Personal bereitzustellen. „Auf die Entfernung aus ‚Kostengründen‘ zu verzichten, ist zumindest fragwürdig“, kritisiert auch der NABU Duisburg.
200 Killer-Königinnen geschlüpft
Jetzt liegt der Fall bei der EU-Kommission, die mögliche Verstöße gegen europäisches Recht prüfen könnte. Doch für Wiedemann und die Imker in der Umgebung kommt die Hilfe zu spät: 200 Killer-Königinnen sind in den vergangenen Wochen aus dem riesigen Nest geschlüpft.
Übrigens: Laut dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW sind die Stiche für Nicht-Allergiker ungefährlich und vergleichbar mit Wespen- oder Bienenstichen.