Aurich (Niedersachsen) – Täglich erschießen Jäger Exemplare der invasiven Biberratten, dennoch bedrohen die Nager aus Südamerika die Nordsee-Deiche, durchlöchern sie mit ihren scharfen Zähnen wie Schweizer Käse. Trotz der Bedrohung für die Schutzwälle will Niedersachsens Agrarministerin die Tiere aus dem Jagdrecht nehmen.
Wind und Wasser werden durch den Klimawandel zunehmend zur Bedrohung für die Nordsee-Deiche. Und unter der Grasnarbe sind immer mehr große Nagetiere am Werk, die die Schutzwälle beschädigen. Manuel Janssen macht Jagd auf die Nutria, auch Biberratten genannt.
Eine Nutria-Falle ist zunächst bei kleinerem Befall die klassische Jagdmethode, danach wird geschossen
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Nutria können Hunde tödlich verletzen
Am Dienstagmorgen erlegte Janssen zusammen mit seinem Jagdhund am Ufer vom „Krummes Tief“ in Ihlow (Landkreis Aurich) drei Nutria. Pro Biberratten-Schwanz bekommt der Jäger 8 Euro Prämie. Die Jagd auf die Tiere ist jedoch nicht ungefährlich für die Hunde.
Dieser Jagdhund wurde nach einer Begegnung mit einem ausgewachsenen Nutria übel zugerichtet
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„Die messerscharfen Zähne können einen Hund ohne Weiteres töten. Besonders Hunde, die gern ins Wasser gehen, sind gefährdet. Dort sind Nutria unbesiegbar“, erklärt Janssen.
Dr. Hansjörg Heeren zeigt einen Nutria-Schädel mit den messerscharfen Zähnen
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Die Zahl der eingereichten Schwänze stieg zuletzt an. Mit 44.961 Nutrias wurde in der Jagdsaison 2023/2024 in Niedersachsen erneut ein Rekord-Abschuss verzeichnet. Jäger und die für den Deichschutz zuständigen Verbände sehen Handlungsbedarf.
Mehr Nutria trotz Rekord-Abschuss
Warum ist das Nutria-Problem so schwer in den Griff zu bekommen? Dr. Hansjörg Heeren vom Friesischen Verband für Naturschutz: „Nutria haben eine hohe Vermehrungsrate. Sie bekommen zwei- bis dreimal im Jahr Nachwuchs, der wiederum im Alter von fünf Monaten Nachkommen zeugen kann. Ein Wurf beträgt rund acht Tiere.“
Ausgewachsene Nutria haben zudem keine Feinde. Heeren: „Die Art ist invasiv, die Nager stammen aus Südamerika.“
Ein ausgewachsener Nutria wird bis zu 9 Kilogramm schwer und 60 Zentimeter lang, ohne Schwanz
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Ministerin will Nutria aus Jagdrecht nehmen
Jäger rücken den Nagern zunächst mit Fallen auf den einst begehrten Pelz. Bei größerem Befall wird geschossen. Sorgen bereiten jüngste Pläne von Niedersachsens Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne), Nutria aus dem Jagdrecht zunehmen. Auch die für den Deichschutz zuständigen Verbände lehnen dies ab.
Ralf Kolter, stellvertretender Geschäftsführer des Flussgebiets Leda-Jümme-Verbands in Ostriesland: „Wir haben seit etwa 10 Jahren Probleme mit Nutria. Unsere Beobachtungen zeigen, dass durch den fehlenden Frost im Winter die Zahlen steigen. Nutria sollten unbedingt im Jagdrecht bleiben.“
Laut dem Experten lohne ein Blick in die Niederlande. Dort gibt es Profi-Jäger für Nutria.