Pling, Handy, plingelingepling! Von wegen „Stille Nacht“: Weihnachten ist leider in so mancher Familie emotional vermintes Gebiet – verschärfend kommt da mitunter noch die Dauerdaddelei auf dem Smartphone dazu.
Aber wieso ist Weihnachten gefühlsmäßig so aufgeladen, warum stört es uns, wenn Familienmitglieder dauernd mit dem Handy hantieren? Das und noch viel mehr erklärt Psychotherapeutin und Bestsellerautorin Stefanie Stahl (u. a. „Das Kind in dir muss Heimat finden“) im Gespräch mit EXPRESS.de.
Warum uns das Handy an Weihnachten extra nervt
Laut aktueller Umfrage sind für 78 Prozent der Menschen Smartphones der größte Störfaktor unterm Weihnachtsbaum, gleichzeitig verbringen laut „Bitkom“ die 16- bis 29-Jährigen im Schnitt 182 Minuten täglich am Handydisplay, bei den 30- bis 49-Jährigen sind’s immerhin noch 158 Minuten.
„Das Smartphone spricht das Belohnungssystem extrem an. Es kommt zur Dopamin-Ausschüttung, wenn ich schnell mal durchklicke, einige Likes einheimse, schöne Bilder angucke. Das ist für eine permanente Gewohnheit geworden, die sich auch an Weihnachten nicht einfach so ablegen lässt. Vergleichbar mit dem Rauchen“, erklärt Stefanie Stahl.
Dazu komme, so die Psychologin, dass das Smartphone für viele Menschen ein Fluchtort ist. „Es bietet Ablenkung und eine gewisse Kontrolle über die eigenen Gefühle. Gerade an Weihnachten kann das für viele wichtig sein – wenn der Stresspegel höher ist.“
Und warum nervt es so, wenn Heiligabend am Handy gedaddelt wird? „Weil unsere Erwartungen, auch die unbewussten, an Weihnachten hoch sind: Jetzt sind wir eine harmonische Familie, jetzt hören wir einander zu, verbringen gemeinsam Zeit, haben Nähe und Verbundenheit. Wenn dann einer auf dem Handy daddelt, ist das nicht nur Entzug von Aufmerksamkeit, sondern ein Signal: ‚Interessiert mich nicht, was du gerade erzählst‘. Das ist wie eine kleine Geringschätzung, die für Verletzungen sorgen kann.“