Bielefeld/Bad Oeynhausen – Für Dmitris Tsanis ist jeder Schritt in Richtung des Bielefelder Landgerichts unerträglich. Denn jeder einzelne bringt ihn näher zum mutmaßlichen Killer seines Sohnes Philippos (20). Mit dem Vater gehen Wut, Trauer und Verzweiflung.
Dmitris ist schon vor dem Prozessauftakt am Dienstag klar: Dieser Tag wird einer der schwersten seines Lebens – er muss dem Mann in die Augen blicken, der sein Kind brutal getötet haben soll. Mwafak S. (18) soll auf Philippos einprügelt, dann immer wieder gegen seinen Kopf getreten haben – ohne Rücksicht auf die Folgen. Der junge Mann starb im Juni dieses Jahres nach der Attacke im Kurpark Bad Oeynhausen.
Philippos Killer vor Gericht Das droht dem Täter bei einer Verurteilung
Quelle: BILD 12/17/2024
Dimitris Tsanis kurz vor dem Prozessauftakt. Er muss dem mutmaßlichen Killer seines Sohnes Philippos im Gerichtssaal gegenübersitzen
Foto: Marcus Prell
Wegen Totschlags sitzt der Syrer in Untersuchungshaft – und seit Dienstag auf der Anklagebank. Doch er scheint die Vorwürfe nicht ernst zu nehmen. Nachdem die brutalen Details der Anklage verlesen wurden, grinst der mutmaßliche Killer nur. Für die Familie des getöteten Jugendlichen ist das zu viel.
Philippos an der Seite seiner Schwester. BILD zeigt das Foto mit Einverständnis der Familie
Photo: Private
Angehörige schreien Angeklagten im Saal an
Aus dem Publikum rufen Angehörige nach der Anklageverlesung „Mörder!“ und „Bastard!“ Dann springt Philippos‘ Vater auf und ruft laut durch Saal 1 des Bielefelder Landgerichts: „Der grinst auch noch!“
Es ist pure Wut über die abscheuliche Tat, die nun verhandelt wird …
Der mutmaßliche Killer, der Syrer Mwafak A., sitzt in U-Haft
Photo: Private
Syrer wegen Totschlags angeklagt
Neben dem mutmaßlichen Killer, der wegen Totschlags angeklagt ist, stehen zwei weitere Verdächtige mit vor Gericht.
Auch Mwafaks Begleiter Ferdinand D. (19) aus Bad Oeynhausen und Nick R. (19) aus Staßfurt (Sachsen-Anhalt), sitzen auf der Anklagebank. Das Gericht wirft ihnen vor, zumindest an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Sie müssen sich unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.
Die beiden Mitangeklagten versteckten feige ihre Gesichter zum Prozessauftakt
Foto: Oliver Krato
Anklage: Er trat auf Philippos Kopf ein, klaute seine Tasche
Die brutalen Details der Anklage sind kaum zu ertragen: Im Juni 2024 kam Philippos vom Abiball seiner Schwester und traf sich mit zwei Freunden im Kurpark Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen).
Ein junges Leben wurde ausgelöscht: Philippos starb mit gerade einmal 20 Jahren
Photo: Private
Dort soll der Hauptangeklagte, der ebenfalls mit mehreren Freunden unterwegs war, die Gruppe aggressiv angesprochen und schließlich zugeschlagen haben.
Trauernde legten am Tatort Blumen und Kerzen für den getöteten Jugendlichen ab
Foto: Str/dpa
Es kam zur brutalen Prügelei, die laut Staatsanwaltschaft von Mwafak ausging. Grundlos. Philippos soll versucht haben, zu fliehen, doch der Syrer soll ihm gefolgt sein und ihm „gezielt gegen die Beine“ getreten haben, sodass Philippos zu Boden stürzte.
Dann soll er immer wieder gezielt gegen den Kopf getreten haben, bis er auf das Betonpflaster aufprallte und der Jugendliche bewusstlos wurde.
Dann heißt es weiter: „Sodann nahm der Angeschuldigte A. die von Philipos Tsanis mitgeführte Brusttasche, in der sich ein Portemonnaie mit Personalpapieren, etwas Kleingeld, eine geringe Menge Marihuana und ein Parfüm befanden, an sich und er ging wieder zu der Gruppe.“
Vater: „Es ist ohnehin ein schrecklicher Tag“
Der junge Mann starb nach der Attacke im Krankenhaus. Zum Prozessauftakt schwiegen die Angeklagten – sie grinsten nur. Philippos‘ Vater sagt nach dem ersten Verhandlungstag zu BILD: „Es ist ohnehin schon ein schrecklicher Tag und dann lacht er auch noch. Mein Sohn ist tot und er grinst.“
Die brutale Tat geschah im Kurpark Bad Oeynhausen
Foto: picture alliance / Jochen Tack
Hauptangeklagter will sich äußern
Doch wahrscheinlich wird Mwafak das Lachen vergehen: „Mein Mandant wird in den nächsten Verhandlungstag sich zu den Vorwürfen äußern. Wir bereiten dazu eine Erklärung vor“, sagt Burkhard Benecken, der Strafverteidiger des Hauptangeklagten zu BILD. Ihm droht eine lange Freiheitsstrafe.
Der Hauptangeklagte versteckte sein Gesicht hinter einem Ordner. Er sitzt in U-Haft, will sich im Prozess zu den Vorwürfen äußern
Foto: Oliver Krato
Familie fordert Gerechtigkeit
Der Rechtsanwalt des Vaters, der als Nebenkläger im Prozess auftritt, Philippos Botsaris, sagte zu BILD: „Wir wollen, dass alles aufgeklärt wird, so wie es richtig passiert ist. Mein Mandant fordert die höchstmögliche Bestrafung. Das ist das mindeste als Kompensation für den Verlust seines Sohnes.“
Philippos Vater im Gespräch mit seinem Anwalt
Foto: Marcus Prell
Philippos Mutter sah das Grinsen des mutmaßlichen Killers im Gerichtssaal nicht. Darauf angesprochen sagte sie am Dienstag, sie sei zutiefst enttäuscht, dass der Täter keine Reue zeigen kann. Philippos Bruder fasst seine Gefühle so zusammen: „Die haben sich einfach an einem Menschen ausgetobt und leider Gottes war es mein Bruder.“
Philippos Mutter verfolgt den Prozess als Nebenklägerin
Foto: Oliver Krato
Der Prozess wird im Januar fortgesetzt.