Ein neues Gleichgewicht
die Zustimmungswerte der Parteien haben sich zuletzt nur wenig verändert. Nach dem Platzen der Ampel-Koalition gab es zunächst einiges an Bewegung, diese kam in der ersten Dezemberhälfte großteils zum Erliegen. Lediglich die Union verliert weiter an Zustimmung. Gegenüber dem Regierungsaus Anfang November haben die Grünen etwas dazugewonnen, das BSW hat verloren. Ob die FDP aus ihrer D-Day-Affäre beschädigt hervorgeht, lässt sich schwer sagen. Insgesamt ist die politische Stimmung ziemlich stabil. Mit der Vertrauensfrage des Kanzlers und der Präsentation der Programme beginnt der eigentliche Wahlkampf aber auch erst jetzt.
Antworten auf die Frage “Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre?”
Der ZEIT-ONLINE-Wahltrend basiert auf allen verfügbaren Umfragen
zur Bundestagswahl. Wir sammeln die Zahlen der einzelnen
Meinungsforschungsinstitute und errechnen daraus einen Mittelwert. Einzelne
Umfragen sind stets nur eine Momentaufnahme.
Durch die Kombination aller Umfragen entsteht ein breites Stimmungsbild, das
weniger anfällig für Messfehler ist. Zudem ermöglicht der Wahltrend eine
Betrachtung im Zeitverlauf. So lässt sich erkennen, ob und wo politisch etwas in
Bewegung gerät.
Neue Umfragen zählen für den Mittelwert mehr als ältere.
Zudem erhalten jene Institute ein höheres Gewicht, die sich in der
Vergangenheit als besonders zuverlässig erwiesen haben. Dies messen wir durch
den Vergleich von Umfragen und Wahlergebnissen. Näheres zu unserer
Vorgehensweise finden Sie in der Infobox am Ende des Artikels.
Umfragen, die mehrere Monate vor einer Wahl erscheinen,
taugen nicht für Prognosen. Im Lauf des Wahlkampfs können die Parteien
erheblich an Zustimmung gewinnen
oder verlieren. Umfragen, die kurz vor der Wahl erscheinen, haben sich in
der Vergangenheit als
relativ zuverlässig erwiesen – allerdings nur im Rahmen der ihnen eigenen
Unschärfe. Am Tag der Bundestagswahl 2021 schätzte der ZEIT-ONLINE-Wahltrend Grüne, Linke und AfD um
je einen Prozentpunkt zu stark, die Unionsparteien dagegen zwei Punkte zu
schwach ein.
Koalition | Chancen auf Mehrheit | von 1.000 Simulationen | ||
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+ | nahe Null | |||
+ | nahe Null | |||
+ | nahe Null | |||
+ | nahe Null | |||
+ | nahe Null | |||
+ | nahe Null | |||
+ | nahe Null |
Um eine Regierungskoalition zu bilden, braucht es in der Regel eine
absolute Mehrheit der Sitze im Deutschen Bundestag. Die Sitzverteilung nach der
Wahl am 23. Februar lässt sich nicht vorhersagen. Um zu veranschaulichen, welche
Vielzahl an Konstellationen möglich ist, berechnet ZEIT ONLINE jeden Tag
tausend mögliche Szenarien. Ausgangspunkt ist jeweils der aktuelle Stand in den
Umfragen. Mit historischen Daten haben wir analysiert, wie stark das spätere
Wahlergebnis von den Umfragen in einem bestimmten zeitlichen Abstand abweichen
kann. Daraus ergibt sich ein breiter Fächer denkbarer Wahlausgänge. Für jedes
dieser fiktiven Wahlergebnisse berechnen wir anschließend die Sitzverteilung im
Bundestag. Dabei berücksichtigen wir auch Besonderheiten des Wahlrechts wie die
Fünf-Prozent-Hürde und die Grundmandatsklausel.
Am Ende der Simulation stehen tausend mögliche Zusammensetzungen
des Bundestags. Nun können wir abzählen: In wie vielen der tausend Szenarien hätte
ein bestimmtes Koalitionsmodell eine Mehrheit? Dieser Wert zeigt näherungsweise,
wie gut die Chancen für die jeweilige Regierungskonstellation aktuell
stehen. Mit jedem Tag, den die Wahl näher rückt, werden die Umfragen aussagekräftiger,
die Breite der denkbaren Szenarien reduziert sich.
Aus der Bundestagswahl 2021 ging die SPD als Sieger hervor,
allerdings nur knapp vor CDU und CSU. Zwischenzeitlich sahen die Umfragen die Grünen vorne, sie wurden am Ende Dritte. Die FDP schnitt zweistellig ab und lag
auf dem vierten Platz, noch vor der AfD.
Teile der Linken haben sich in der Zwischenzeit abgespalten
und treten 2025 erstmals als Bündnis Sahra Wagenknecht zur Bundestagswahl an.
Die Rest-Linke muss um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen.
Grundsätzlich ziehen nur Parteien in den Bundestag ein, die
bundesweit mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen erhalten haben. Eine
Ausnahme besteht für Parteien, die mindestens drei Direktmandate gewinnen konnten.
Wahlumfragen stellen keine Prognose des Wahlergebnisses dar. Umfragen, die in den letzten drei Wochen vor einer Wahl erscheinen, kommen dem Wahlergebnis jedoch meist relativ nahe. Das zeigen historische Daten, die ZEIT ONLINE ausgewertet hat. Vorher taugen die Umfragen nur als Momentaufnahme. Sie messen die politische Stimmung zum Zeitpunkt ihrer Erhebung, die sich im Verlaufe des Wahlkampfs deutlich ändern kann.
Die verschiedene Umfrageinstitute arbeiten mit unterschiedlichen Methoden. Ihre Qualität lässt sich danach beurteilen, wie gut die veröffentlichten Zustimmungswerte mit Wahlergebnissen übereinstimmen. Dabei kommt es auf zwei Kriterien an: Der Umfragefehler misst, wie groß die Abweichung der Umfragewerte vom Wahlergebnis insgesamt ist. Als Bias bezeichnen wir, inwiefern die Institute zugunsten oder zuungunsten einzelner Parteien falschliegen. Ein Institut, das beispielsweise die SPD mal zu stark, mal zu schwach einstuft, würde dabei besser abschneiden als eines, dass die SPD stets überschätzt (oder stets unterschätzt). Aus beiden Kriterien errechnet ZEIT ONLINE ein Qualitätsmaß der Umfrageinstitute, das in die Gewichtung des Wahltrends mit eingeht.
Institut | Bewertung | ∅-Fehler |
Verzerrung |
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Forschungsgruppe Wahlen Auftraggeber ZDF, Befragung per Telefon und online |
Bewertung |
∅-Fehler
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Verzerrung
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infratest dimap Auftraggeber ARD, per Telefon und online |
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GMS verschiedene Auftraggeber, per Telefon und online |
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Verian Auftraggeber u.a. Focus, per Telefon |
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Allensbach Auftraggeber u.a. FAZ, per Hausbesuch |
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Forsa Auftraggeber RTL, per Telefon |
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YouGov verschiedene Auftraggeber, online |
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Insa Auftraggeber: Bild, online |
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