Hommage an den Züritipp
«Eine der Filmkatzen war taub, die verwendete man für besonders laute Szenen»
Beat Schlatter, Corine Mauch, Roger de Weck, Mona Vetsch und weitere Zürcher Persönlichkeiten erinnern sich an die Geschichte hinter ihrem Züritipp-Cover-Shooting.
Der gedruckte Züritipp ist Geschichte. Aber wie war das damals? In den über 40 Jahren, in denen der Züritipp dem «Tages-Anzeiger» beilag, zierten unzählige Menschen das Cover. 23 prominente Zürcherinnen und Zürcher erinnern sich an ihren Cover-Auftritt. Und weil man leicht vergisst, wie die Zeit vergeht, haben Artdirector Moira Jurt und Fotograf Boris Müller einige Cover-Gesichter um ein Reenactment gebeten – das Heute mit dem Gestern im Bild als Hommage an den Züritipp. Beat Schlatter, Big Zis, Michael von der Heide, Michèle Roten und alle anderen erzählen, was das Veranstaltungs- und Stadtmagazin für sie bedeutete, sagen, was sie sich für die Kulturstadt Zürich wünschen, und geben ihre persönlichen Tipps.
Mona Vetsch, Moderatorin
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover 2012?
Wenn ich ehrlich bin, wusste ich nicht einmal mehr, dass ich je auf dem Cover war. Das waren turbulente Zeiten damals, mit kleinen Kindern und grossem Arbeitspensum. Die Spuren davon haben wohl die freundlichen Menschen der Bildbearbeitung aus meinem Gesicht getilgt. Merci im Nachhinein.
Was wünschen Sie sich für die Kulturstadt Zürich?
Viele schöne Sommerabende für das Literatur-Festival im alten Botanischen Garten und genügend Ecken und Orte, die wild und anders bleiben und sich dem Druck des Geldes entziehen können.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Die Sukkulenten-Sammlung beim Mythenquai ist ein wunderbarer Ort, um sich kurz aus dem Alltag herauszunehmen und Gedanken nachzuhängen.
Boris Blank
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2014?
Ich habe damals Wipkingen gezeigt, meine Heimatgemeinde, wenn man so will. Da bin ich aufgewachsen. Ich glaube, dass ich auch das Lettenbad erwähnt habe, das ist meine prägendste Jugenderinnerung. Ich habe da sehr viel Zeit verbracht. Der Anlass, wieso der Beitrag erschien, waren zwei Plattenreleases. Zum einen erschien das Album «Convergence» mit der Sängerin Malia und «Electrified», das unter meinem Namen veröffentlicht wurde.
Was verbinden Sie mit dem Züritipp?
Die Kultur, die man sieht und über die man liest, vor allem auch die Gastroberichte, die Tipps, Veranstaltungen im Bereich Musik und Kunst. Da lernt man immer wieder neue Perspektiven kennen. Es war mein Ritual, nach dem Morgenspaziergang mit dem Hund aus der Kälte ins «La Fontana» zu gehen, zu meiner Tochter, einen vorbestellten Pfefferminztee zu trinken und mich in den Züritipp zu stürzen.
Was wünschen Sie der Kulturstadt Zürich?
Dass mehr Augenmerk darauf gelegt wird, dass es nicht immer nur das Spannungsfeld von Links, Rechts, Schwarz und Weiss gibt. Im Prinzip ist Kultur dafür da, dass sich Menschen erfreuen, ergötzen oder erzürnen können. In der Welt der Kunst, Gastronomie oder Musik ist das ganz wichtig. Ich wünsche mir auch, dass Zürich offene Ohren und einen offenen Gaumen hat für abenteuerliche Sachen und auch ganz jungen Leuten Chancen gibt, das Tageslicht zu erblicken. Damit sie nicht in den Übungsräumen verkommen.
Michèle Roten, Autorin
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2013?
Das war, als mein zweites Buch «Wie Mutter sein» erschien. Wir haben das Foto im Kafischnaps aufgenommen. Ich erinnere mich daran, dass mein damals zweijähriger Sohn mit einem Spielzeugauto auf meinen Armen herumfuhr, aber ich wollte, dass sein Gesicht nicht auf dem Bild zu sehen ist. Meines am liebsten auch nicht, ich hasse es, fotografiert zu werden, das wird sich auch nicht mehr ändern.
Was verbinden Sie mit dem Züritipp?
Der Züritipp war einfach schon immer da. Wo was läuft und wann: Dafür hatte man den Züritipp. Für mich war vor allem die Agenda mit den Konzerten relevant. Und der Züritipp war für viele meiner Kolleginnen und Kollegen aus dem Journalismus mit die erste Publikation, für die sie Texte schreiben konnten. Gerade vom ehemaligen Jugendmagazin «Toaster» waren es einige.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Die offene Rennbahn in Oerlikon ist ein sehr spezieller Ort für mich. Sommerabende da, mit diesem Licht, die Geräuschkulisse, das macht mich ziemlich glücklich.
Seraina Kobler, Schriftstellerin
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2022?
Das war kurz nach dem Erscheinen von «Tiefes, dunkles Blau», meinem ersten Krimi: kribbelnde, freudige Aufregung und süsse «Pasteis de Nata» aus dem Gemüseladen am Neumarkt, der mit seinen gestreiften Markisen auch Schauplatz im Buch ist.
Was verbinden Sie mit dem Züritipp?
Der Züritipp gibt mir das Gefühl, in einer lebendigen, inspirierenden Stadt zu leben. Auch wenn ich mit kleinen Kindern viel zu wenig abends rauskomme, so weiss ich nach der Lektüre doch immer: Ich könnte!
Was wünschen Sie sich für die Kulturstadt Zürich?
Räume. Geld. Kritik.
Rolf Saxer, Musiker
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2013?
Ein Züritipp-Redaktor hat uns auf einer unserer Tourneen durch Deutschland begleitet. Das Foto entstand vor dem Auftritt im Hafenklang in Hamburg. Im Hintergrund ist sogar noch der Hafen zu erkennen. Eigentlich zeigten wir uns ja nicht so oft und gerne auf Bildern. Zu Hause haben dann natürlich auch einige über die «Coverboys» gewitzelt.
Was wünschen Sie sich für die Kulturstadt Zürich?
Ich bin ein grosser Fan von illegalen Festivitäten. Zum Beispiel vom antirepressiven «Parc Sans Frontières» auf dem Platzspitz oder auch vom Kreis 13 auf dem Kasernenareal. Ich habe schon immer mit Menschen sympathisiert, die sich ihre Freiräume nehmen und nicht den gewohnten Weg gehen, insbesondere wenn es diesen an finanziellen Ressourcen mangelt.
Was steht bei Ihnen als Nächstes an?
Am 22. und 23.3.2025 co-organisiere ich wieder das Alors-Festival im Helsinki, mit nationaler und internationaler elektronischer Musik. Und vielleicht bringe ich nächstes Jahr wieder Musik raus.
EKR, Musiker
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2013?
Der Züritipp hat mich gefragt, ob ich über einen Monat hinweg verschiedene Veranstaltungen im Opernhaus besuchen möchte, um dann einen Artikel darüber zu schreiben. Die Absicht dahinter: den Proleten-Rapper ins Opernhaus zu bringen. Ich fühlte mich geehrt, etwas für den Züritipp schreiben zu dürfen. Der grosse Kulturschock trat jedoch nicht ein; ich hatte keine grossen Berührungsängste mit dem Opernhaus, und die Welt rundherum war mir nicht fremd.
Was wünschen Sie der Kulturstadt Zürich?
Eine echte Vielfalt an Kultur, sodass nicht nur die grossen kommerziellen Akteure in der Stadt Platz haben, sondern auch die kleinen Spieler.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Die Gotthard Bar an der Langstrasse. Und am 21.12.2024 spiele ich ein Konzert im Wirtshaus Ziegelhütte in Schwamendingen.
Tine Giacobbo, Köchin
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2018?
Ich hatte mit der Alpenrose, meinem damaligen Restaurant, aufgehört und wurde angefragt, für vier Wochen in der Ziegelhütte zu kochen. Heute würde man das ein Pop-up nennen. Ich sagte zu, der Züritipp bekam Wind davon, und danach ging in Schwamendingen die Post ab.
Was wünschen Sie der Gastro-Stadt Zürich?
Ich hoffe, dass der Drive von Zürich erhalten bleibt sowie alle Ecken und Kanten dieser Stadt.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Im Restaurant Gamper essen gehen und im Lokal Heisswein Sauerteigbrot kaufen.
Roger Schawinski, Medienunternehmer
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2012?
Anlass? Keine Ahnung! Ich wurde mit der Aussage zitiert: «Zürich ist die beste Stadt der Welt.» Das glaubte ich damals und noch viel mehr heute.
Was wünschen Sie der Kulturstadt Zürich?
Immer innovativ bleiben. Nie den Boden der Realität und einer gewissen Demut verlassen.
Beat Schlatter, Schauspieler
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 1996?
Das war zum Start des Films «Katzendiebe». Die Originalkatze hiess Ginger. Und die gabs in drei Ausführungen. Falls ein Büsi drehmüde wurde, nahm man das nächste. Eine der Filmkatzen war sogar taub, die verwendete man für besonders laute Szenen. Ich weiss noch, dass die Katzen im Vertrag einen beheizten Wohnwagen für die Aussendrehszenen hatten. Die machten das einiges schlauer als ich!
Was steht bei Ihnen als Nächstes an?
Die Komödie «Alles uf Aafang», die ich mit Christoph Fellmann zusammen geschrieben habe, wird ab dem 9.1.2025 für zwei Monate im Theater Hechtplatz zu sehen sein.
Was wünschen Sie sich für Ihr Zürich?
Dass weniger Englisch gesprochen wird. Und ein Hallenbad, das 24 Stunden lang offen hat.
Urs Keller, ehemaliger Metzger, Unternehmer
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2018?
Es war im November, nachdem ich meine Metzgerei verkauft hatte. Die Story ging um die Gründe des Verkaufs. Es passte dann, dass man auf dem Cover die Wurst auf den Rollen so inszenierte, dass ich diese wegschiebe und quasi symbolisch nach Hause gehe. Die Story löste ganz viele positive Mails, Telefonate und Schreiben aus. Ich denke, es war auch wichtig für die Zürcher Bevölkerung, vor allem für die Leute aus dem Kreis 3. Damit sie Bescheid wissen, was bei der Metzgerei Keller läuft.
Was verbinden Sie mit dem Züritipp?
Gelesen habe ich den Züritipp natürlich jede Woche. Ich bin in Wiedikon gross geworden und lebe nun seit bald 25 Jahren in Wollishofen. Ich glaube, wenn man als «Züribueb» aufwuchs, musste man den Züritipp einfach lesen und sich ein bisschen updaten, was läuft. Wir haben auch regelmässig Inserate geschaltet. Mich interessierte immer, was in der Gastronomie los ist: Wer inseriert? Kennt man die Lokale? Sind sie bereits Kunden von uns?
Was steht bei Ihnen als Nächstes an?
An vorderster Stelle steht im neuen Jahr Gesundheit, das ist ja klar. Ausserdem betreiben wir momentan das Pop-up «ShabuShabu» für fünf Monate, die Hafen Enge Beiz direkt am Zürisee sowie ein Catering und einen Foodtruck an diversen Events. Ich würde das gerne so aufrechterhalten und vielleicht noch ein bisschen ausbauen.
Was wünschen Sie der Gastro- und Kulturstadt Zürich?
Dass man in der Gastronomie weiterhin die Kreativität und das internationale Angebot, das die Stadt Zürich auszeichnet, mit Pop-ups, Take-aways et cetera weiterführt. Wir haben aktuell wirklich eine tolle Szene, die auch gerade wieder einen Generationenwechsel erlebt. Das braucht die Stadt, das ist extrem wichtig.
Sibylle Berg, Schriftstellerin, Politikerin
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2012?
Ich erinnere mich nur noch, dass ich mir vollkommen unsinnige Schuhe gekauft hatte: Ballerinas mit Absatz, was systemimmanent Quatsch ist, und dass ich kaum auf den Dingern stehen konnte, ohne umzukippen. Ich erinnere mich an damals, als ich noch eine schöne Wohnung in Zürich hatte. Danach hatte ich irgendwann keine mehr.
Was verbinden Sie mit dem Züritipp?
Da ich seit circa 202 Jahren ein Tagi-Abo habe, lese ich den Züritipp immer. Er ist grossartig, um neue Restaurants, Bands, Künstler und Filme zu entdecken. Ich werde den Züritipp nicht online lesen, den Tagi, wenn er einst auf die Idee kommt, Print einzustellen, auch nicht.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Babi’s Bagel Shop in der Bederstrasse – eines der wenigen nicht überrenovierten Zürcher Restis. Danach gehe ich immer in meiner Lieblingsstrasse, der Lessingstrasse, spazieren und bin seit fast 30 Jahren erstaunt über den absoluten Schwachsinn, einen Autobahnzubringer in einen Fluss zu bauen.
Michael von der Heide, Musiker
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 1996?
Es war gleichzeitig das Coverbild von meinem Debütalbum «Michael von der Heide», 1996. Das Cover hat die berühmte Fotografin Katrin Freisager gemacht. Es war mir eine Ehre. Danach startete ich mit meiner Musik durch, deshalb war ich wahrscheinlich auch auf dem Züritipp-Cover zu sehen.
Was steht bei Ihnen als Nächstes an?
Ich mache ein grosses Musikprojekt zu Ehren von Hildegard Knef, der Sängerin, Schauspielerin und Autorin. Nächstes Jahr wäre sie 100 Jahre alt geworden.
Was wünschen Sie sich für die Kulturstadt Zürich?
Eine gute Besserung.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Die Bar Dani H. im Kreis 4: Dani, der Besitzer, hat hier einen Ort geschaffen, an dem man sich wohlfühlt, selbst wenn man alleine hingeht.
Nadja Schildknecht, Unternehmerin
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2010?
Ich wurde als Co-Chefin kurz vor der damaligen Zurich-Film-Festival-Ausgabe für dieses Cover angefragt. Das Shooting war angenehm und schnell, was mir gefiel und wichtig war. Ich engagierte den Fotografen noch Jahre später, um unsere Stars beim Festival zu fotografieren – es entstand also eine schöne Kooperation aus diesem Shooting.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Ich möchte mich nicht auf eine Location oder einen Event beschränken, das wäre zu engstirnig. Kultur lebt an vielen Ecken und Orten in der Stadt, man muss nur offen dafür sein.
Alfredo Häberli, Designer
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2008?
Martin Heller, der damalige leitende Kurator und später Direktor, sagte immer: «Wenn wir auf der Frontseite des Züritipp landen, haben wir ein volles Haus an der Vernissage.» Im Jahr 2008 hatte ich das Glück, mit meiner eigenen Ausstellung «Alfredo Häberli Design Development – Surround Things» in der Halle des Museums für Gestaltung auf der Titelseite des Züritipps im Juni desselben Jahres zu erscheinen. Die Vernissage und die Ausstellung wurden ein grosser Erfolg und machte mich auch in der Schweiz bekannt – und stolz.
Was verbinden Sie mit dem Züritipp?
Den Züritipp kenne ich seit meiner Studienzeit an der Hochschule für Gestaltung Zürich ab 1986. Zum Wochenende hin war es ein Ritual: Zu fünft – zwei Frauen aus dem Vorkurs und drei Designstudenten – trafen wir uns in der futuristisch anmutenden Silberkugel an der Limmatstrasse zum Frühstück mit frischem Zopf. Es war ein Moment der Vorfreude, ein gemeinsames Einstimmen auf das Wochenende, bei dem auch mögliche Ausflüge und Veranstaltungsbesuche geplant wurden. Damals kaufte ich den «Tages-Anzeiger» am Freitag wegen des Züritipps und am Samstag wegen des «Magazins». Der Züritipp war mehr als ein Heft – er war eine Inspirationsquelle und ein Fenster zur Stadt.
Was wünschen Sie der Kulturszene der Stadt Zürich?
Ich wünsche der Kultur- und Gastro-Szene mehr Anerkennung. Vielen Menschen ist es nicht bewusst, was Kultur – sei es Kunst, Musik, Film, Architektur oder Gastronomie – für unser Leben bedeutet. Sie ist eine Bereicherung und eine dringend benötigte Ergänzung zu unserer zunehmend künstlichen Welt. Für meine geliebte Stadt Zürich wünsche ich mir mehr Menschlichkeit: bezahlbaren Wohnraum statt immer mehr Büros, weniger Konflikte zwischen Velos und Autos – einfach gesagt: mehr Toleranz.
Big Zis, Musikerin
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2013?
Ich erinnere mich kaum. Die sieben Jahre, in denen ich meine Kinder bekommen habe, sind etwas verschwommen. (Die Rapperin stellte damals ihre Zürcher Lieblingsorte vor, Anm. d. Red.)
Was wünschen Sie sich für die Kulturstadt Zürich?
Ich wünsche mir eine breite Zugänglichkeit zur Kultur in Zürich, unabhängig von sozialer Klasse und Vernetztheit. Auch finanzielle und physische Hürden sollen abgebaut werden. Und ich wünsche mir, dass die Leute wieder Zeit, Musse und Lust haben, andere Menschen zu treffen und in der Stadt etwas zu machen.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Man kann noch das letzte Kapitel in der Zuki geniessen, bevor der Club dann wirklich ganz gestorben ist. Wir spielen am 5.3.2025, während ihres Abschlussmonats, sogar ein Konzert.
Valentino, Coiffeur und Unternehmer
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2013?
Irgendwann stiess der Züritipp auf mich als «Zürimensch». Mich hat man ja immer Paradiesvogel genannt. Die Lebendigkeit des Züritipp mit der Lebendigkeit von Valentino – sie taten sich zusammen und heraus kam eine lebendige Geschichte. Ich fand es toll, auf dem Titelbild zu sein. Es war mir eine Ehre.
Was verbinden Sie mit dem Züritipp?
Der Züritipp war wie italienische Gastronomie, man geht zum Markt und schaut spontan, was es für Gemüse gibt. Früher besass ich «Valentino Take-Away» im Seefeld an der Dufourstrasse. Da ist man rüber, hat einen Kaffee getrunken, ein Sandwich gegessen, und dann stand man an den Stehtischen und hat das Heftchen angeschaut. Das war mein Ritual.
Was wünschen Sie der Stadt Zürich?
Man muss aufhören mit all diesen Gesetzen. Ein bisschen mehr Freiheit, ein bisschen weniger Auflagen. In Zürich, auch in der Schweiz generell. Man muss die Dinge auch leben lassen. Plötzlich ist der Wasserhahn nicht genormt und man muss über Ölabscheider und Wärmerückgewinnung nachdenken. Da kann man als Jungunternehmerin oder Jungunternehmer ja gar nichts mehr machen.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Das Restaurant Schützengasse und das Chiida Spa. Dort bekommt man eine traditionelle Thaimassage mit Beugen und Stretchen und Schmerzen. Unglaublich schön, unglaublich echt, da taucht man wirklich ab in eine andere Welt.
Elif Oskan, Köchin, Gastronomin
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2020?
Das war im April während Corona. Wollen wir wirklich über Covid sprechen? Okay, Köchinnen und Köche aus Zürich verrieten Rezepte aus ihrer Kindheit. Und für mich war klar, dass ich Simit mache, gebackene Sesamringe. Weil: Nie hatte man so viel Zeit zu backen wie in dieser Zeit.
Was verbinden Sie mit dem Züritipp?
Der Züritipp war massgeblich daran beteiligt, wie sich Gastronomie weiter formte. Dass da ein Generationenwechsel stattfand, aufbauend auf dem guten Fundament, das es bereits gab.
Was wünschen Sie der Gastro-Stadt Zürich?
No Show Policy! Für alle. Heisst, dass unsere Gäste ein bisschen mehr Verantwortung übernehmen sollten. Wie beim Zahnarzt.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Ludwig Hatecke ist einfach grossartig. Im Hatecke sollte man mehr Zmittag essen gehen!
Lara Stoll, Autorin, Performerin
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2015?
Das Foto entstand, glaube ich, bevor wir unsere 2. Staffel «Bild mit Ton» mit wöchentlichen Screenings veröffentlicht haben. Das war absolut crazy. Die Leute haben uns die Bude eingerannt. Bei der letzten Folge im Cabaret Voltaire mussten die Leute stehen – zwei Personen sind ohnmächtig umgefallen wegen blutiger Szenen.
Was wünschen Sie der Kulturstadt Zürich?
Dass die Leute Mut und Musse finden, rauszugehen, und dass sie wieder vermehrt auf kulturelle Entdeckungsreise gehen. Da kann ich mich aber auch gerade selbst an der Nase nehmen!
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Restaurants: Schnupf und Italia im Kreis 4. Bars: Waxy Bar und Total Bar. Clubs: Zuki, Kauz und Mikro. Musik: Moods und Helsinki. Theater: Neumarkt.
Stress, Musiker
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2003?
Ich glaube, das Züritipp-Cover war eines der ersten Cover, auf denen ich je drauf war. Damals war ich mit meinem Debütalbum «Billy Bear» auf meiner ersten Tour. Wir spielten im X-tra, und ich fragte mich, ob wir die fucking Tickets überhaupt verkaufen würden. Die Hinweise im Züritipp haben Künstlerinnen und Künstlern immer geholfen in solchen Situationen.
Was verbinden Sie mit dem Züritipp?
Man muss sich vorstellen, dass ich aus der Welschschweiz gekommen bin und gar nicht wusste, dass es so etwas wie den Züritipp gibt. Als ich ihn dann sozusagen entdeckt habe, fand ich es schön, zu sehen, dass das Magazin auch Events unterstützt, die nicht unbedingt Mainstream sind.
Was wünschen Sie der Kulturstadt Zürich?
Ich wünsche uns Kulturschaffenden viel Mut. Es ist sehr wichtig, dass wir an das glauben, was wir machen. Meistens ist es sehr hart, selbstständig zu sein oder etwas Kulturelles zu machen, aber es ist Teil unseres Jobs. Wir sollten nie vergessen, warum wir damit angefangen haben.
Corine Mauch, Politikerin
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2013?
Ich habe damals im Züritipp «Mein Zürich» vorgestellt: wo ich Blumen besorge, wo ich gerne einkehre, wie ich über Entwicklungen in der Musikbranche up to date bleibe. Das Foto ist mir in Erinnerung geblieben. Zufälligerweise passte mein Outfit farbtechnisch perfekt in die Installation von Serge Stauffer im Helmhaus.
Was steht bei Ihnen als Nächstes an?
Das Thema Wohnen steht ganz oben auf dem Sorgenbarometer der Zürcherinnen und Zürcher. Auch kulturell stehen bedeutende Veränderungen an, zum Beispiel neue Intendanzen am Schauspielhaus und am Theater Neumarkt. Da dürfen wir uns auf frischen Wind und neue Akzente freuen.
Und – nicht zu vergessen – im Sommer 2025 findet die Fussball-Europameisterschaft der Frauen statt. Zürich ist einer der Austragungsorte, und ich wünsche mir, dass die EM Impulse für die Weiterentwicklung des Frauen- und Mädchenfussballs setzt.
Was wünschen Sie sich für die Zürcher Kulturszene?
Ich wünsche mir eine gebührende Wertschätzung und Wahrnehmung für ihr kulturelles Wirken. Die Kultur leistet einen enorm wertvollen Beitrag für unser Zusammenleben und die Lebensqualität in unserer Stadt. Sie ermöglicht echten Austausch und ist essenziell, um schädlichen Vereinfachungen und Polarisierungen entgegenzutreten.
Welcher ist Ihr persönlicher Tipp für die Stadt?
Die aktuelle Ausstellung «verbinden» im Helmhaus beschäftigt sich mit der Frage, wie Verbindungen in unserer Gesellschaft entstehen und steht für die Haltung, dass Vielfalt unsere einzige Gemeinsamkeit ist. Die Ausstellung verbindet Kunstwerke miteinander und Kunstformen wie die Bildende Kunst, Musik, Theater, Film und Soziokultur.
Phenomden, Musiker
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2012?
Ich habe in diesem Artikel «Mein Zürich» vorgestellt. Nur ein paar Meter entfernt vom Giesshübel, wo das Foto entstand, war mein damaliges Musikstudio. Dort habe ich lange sehr viel an meiner Musik geschrieben. Während der Pausen bin ich oft hier unter der Brücke entlanggelaufen und habe mir neue Songzeilen ausgedacht. Früher ging ich in der Schmiede Wiedikon an die Kantonsschule und habe auch mal an der Weststrasse gewohnt. Der Giesshübel war der Ort, den ich am besten kannte und den ich am liebsten hatte. Ein paar Monate später ging ich nach Jamaika und blieb dort sieben Jahre.
Was verbinden Sie mit dem Züritipp?
Ich lese den Züritipp jeden Donnerstag. Meistens kenne ich bereits viele Musikerinnen und Musiker, die in den Artikeln erwähnt werden, ich lerne aber auch immer Neues dazu. Und gerade in den anderen Bereichen, wie Theater, Film oder Gastro, kann man viel mitnehmen. Auch die Gestaltung hat mir immer sehr gut gefallen. Ich finde, es bricht schon etwas weg mit der Einstellung des Züritipps.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Ich bin extrem froh über den Mythenquai mit den frei zugänglichen Badestellen. Und mein Musiktipp ist der Musiker Melodiesinfonie, der aus Zürich kommt.
Janine Cathrein, Musikerin
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2022?
Wir veröffentlichten damals ein neues Album. Dass wir auf dem Cover waren, brachte uns die nötige Aufmerksamkeit. Ich glaube auch, dass die Daten für unsere Gigs drin waren, und das war mega wichtig. Das gibt immer einen Schub, wenn man Sichtbarkeit bekommt, vor allem bei einem neuen Release. Ich weiss noch, als ich ins Gleis lief an der Zollstrasse und ich da mein Gesicht auf dem Züritipp-Cover zwischen den Blättern sah, das war echt krass.
Was steht bei Ihnen als Nächstes an?
Wir veröffentlichen neue Songs, auf die ich mich freue. Auch darauf, diese dann live zu spielen.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Ein langer Spaziergang von der Lettenbadi, also vom Dynamo, bis zur Werdinsel und wieder zurück. Oder im Käferberg-Wald spazierengehen und danach im Café Tsugi bei der Langstrasse für einen heissen Tee einkehren und ein wenig die Gedanken ordnen. Das finde ich sehr wichtig.
Roger de Weck, Publizist
Was ist Ihre Geschichte zum Züritipp-Cover von 2015?
Das Fotoshooting fand auf dem Loorenkopf statt, einem gewaltigen Holzturm mitten im Wald des Adlisbergs: einer meiner Lieblingsorte. Es war eine ruhige Zeit nach dem harten Abstimmungskampf für das neue Radio- und Fernsehgesetz. Wir hatten knapp gewonnen, und man wusste: Zu kämpfen lohnt sich.
Was verbinden Sie mit dem Züritipp?
Ich habe ihn viel gelesen natürlich! 1992 bis 1997 verantwortete ich als Chefredaktor des «Tages-Anzeigers» auch den Züritipp: das wichtigste Forum des Kulturlebens in Zürich. Immer wieder entdeckte ich Hinweise, wo ich gern ins Theater oder ins Restaurant gehen würde. Der Züritipp war mir ein Begleiter durch die Kultur- und Limmatstadt.
Was wünschen Sie der Kulturstadt Zürich?
Dass sie lebendig bleibt, wie sie ist. Und dass es so viel Liebe wie Geld gibt für die Kultur – trotz der Erbschaft von Zwingli: Erst im Jahr 2000 beseitigte das Zürcher Stimmvolk die letzten Überreste des zwinglianischen Tanzverbots.
Welche sind Ihre persönlichen Tipps für die Stadt?
Zehn Jahre jünger und gewiss langlebiger als der Züritipp ist das Restaurant Il Giglio am Hallwylplatz: mit wunderbaren Gastgebern und einer fantastischen, weil ganz einfachen und raffinierten italienischen Küche. Ein Klassiker.
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